GISELE CAMARGO,
JONAS SCHOENEBERG,
ELISABETH SONNECK

VITALISTIC FANTASIES

curated by Brunno Silva

exhibition duration

November 30, 2019 - January 17, 2020

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In her book The Love of Painting (2018), professor and art historian Isabelle Graw explores the re-found possibilities of painting. In relation to the long history of the medium, painting is still a field that is constantly challenged, compared and discussed with fervour as much in academia as in exhibition spaces. The coined term vitalistic fantasies offers a concise justification for this interest: an inanimate object that carries the possibility to be converted into a universe within itself, once loaded with human emotions, desires and, to some extent, hopes. 

“Viewers often project vitalistic fantasies onto paintings, endowing them with human attributes such as authority, self-will, or vigor. These fantasies are vitalistic in that they imagine a life force, or élan vital, that is expressed freely and autonomously without encountering limitations, obstacles, or conflicts.” (Isabelle Graw, The Love of Painting)

The exhibition Vitalistic Fantasies uses this term, with its poetic and subjective qualities to create a space where contemporary abstract paintings are able to be placed in dialogue with the viewer, with each other and finally as a living system of sorts. Considering the infinitude of possibilities, challenges and developments of painting, the exhibition focuses on the abstract in order to highlight the materiality of the painting as object, its form and physical dimensions; qualities often lost in digital reproductions. In this set up, the viewer is once again an active participant in the painting, whilst interpreting and negotiating its ways of being. 

If the interest in painting has never really been lost, its discourse is constantly changing in resonance to art critique and discussions surrounding art production. All theory and media converge somehow to painting, even if it is to deny it, and in this influx of influences the painting remains a central component of art critique and creation. 

At this moment, the exhibition asks how contemporary abstract painting positions itself between the long history of painting and today’s critical and multimedia urgencies? The ever-present medium is undoubtedly still relevant, but how can we activate painted objects’ agency in the face of ongoing developments in image consumption and digital existence? 

To enable these discussions, the exhibition display suggests a movement between interaction and isolation. Although presented as a group, the works are completely isolated at first and only later are seen as part of a unified exhibition. Through this setup the vitalistic ideals presented in painting are respected, whilst still tested. The ludic and subjective ways one can engage with fantasies are through personal relationships nurtured between viewer, artist and artwork. All are equally important agents in this exercise of discovering meaning. 

The show invites visitors to discuss the different directions in which one can investigate abstract painting today. The exhibit allows us to further understand and dive into painterly worlds from contemporary aesthetic, political and critical perspectives, since all positions are relevant and offer an alternative take upon the medium. Viewers will then be able to dive into these abstract worlds, ultimately finding the paradoxical balance between critical thinking and daydreaming. 

German version

In ihrem Buch The Love of Painting (2018) erkundet die Professorin und Kunsthistorikerin Isabelle Graw die wiedergefundenen Facetten der Malerei. In Bezug auf ihre lange Tradition ist die Malerei nach wie vor ein Medium, das sowohl in der Wissenschaft als auch im Ausstellungskontext immer wieder aufs Neue hinterfragt, verglichen und mit Begeisterung diskutiert wird. Der Begriff vitalistische Fantasien bietet eine prägnante Begründung für dieses Interesse: ein lebloses Objekt, das die Möglichkeit birgt, sich in ein eigenes Universum zu verwandeln, sobald es mit menschlichen Emotionen, Sehnsüchten und zu einem gewissen Grad auch Hoffnung versehen wird.

"Betrachter projizieren oft vitalistische Fantasien auf Malereien und verleihen ihnen menschliche Attribute wie Autorität, Eigensinn oder Lebenskraft. Diese Fantasien sind vitalistisch, da sich ein Lebenswille oder ein Élan Vital vorgestellt wird, der frei und autonom zum Ausdruck kommt, ohne auf Einschränkungen, Hindernisse oder Konflikte zu stoßen."

Isabelle Graw, The Love of Painting

Die Ausstellung Vitalistic Fantasies nutzt die poetischen und subjektiven Eigenschaften des Begriffs, um einen Raum zu schaffen, in dem zeitgenössische abstrakte Malereien im Dialog mit dem Betrachter platziert werden können, aber auch miteinander interagieren und schließlich als lebendiges System funktionieren können. Angesichts der Unendlichkeit der Möglichkeiten, Herausforderungen und Entwicklungen der Malerei konzentriert sich die Ausstellung auf das Abstrakte, um die Materialität der Malerei als Objekt hervorzuheben, ihre Form und ihre physischen Dimensionen – Eigenschaften, die bei digitalen Reproduktionen oft verloren gehen. Unter diesen Umständen ist der Betrachter aktiver Teilnehmer am Gemälde, während er dessen Dasein interpretiert und hinterfragt.

Wenn das Interesse an der Malerei auch nie wirklich verloren gegangen ist, sorgen Kunstkritik und Diskussionen über Kunstproduktion doch laufend für die Veränderung des Diskurses. Jegliche Theorien und Medien strömen in der Malerei zusammen, sogar, wenn diese außer Acht gelassen wird; und inmitten dieser Fülle an Einflüssen bleibt die Malerei zentraler Bestandteil der Kunstkritik und -schöpfung.

In diesem Moment wirft die Ausstellung die Frage auf, wie sich die zeitgenössische abstrakte Malerei zwischen der langen Tradition der Malerei und den heutigen kritischen und multimedialen Dringlichkeiten positioniert. Das allgegenwärtige Medium ist zweifellos immer noch relevant, aber wie können wir die Wirkungsmacht von gemalten Objekten angesichts der fortschreitenden Entwicklungen im Bildkonsum und in der digitalen Gegenwart aktivieren?

Um diese Diskussionen zu ermöglichen, regt die Ausstellungspräsentation eine Dynamik zwischen Interaktion und Isolation an. Obwohl sie als Gruppe präsentiert werden, sind die Werke in erster Linie völlig isoliert, um erst im zweiten Schritt als Teil einer geschlossenen Gesamtausstellung wahrgenommen zu werden. Durch diesen Aufbau werden die vitalistischen Ideale der Malerei respektiert, aber auch erprobt. Die spielerischen und subjektiven Ansätze, sich mit Fantasien auseinanderzusetzen, sind geprägt von persönlichen Beziehungen zwischen Betrachter, Künstler und Kunstwerk. Alle sind gleichermaßen wichtige Akteure in dieser Übung, in der es darum geht, Bedeutung zu entdecken.

Die Ausstellung lädt die Besucher dazu ein, die verschiedenen Perspektiven zu diskutieren, von denen aus man heute die abstrakte Malerei erkunden kann und wie man aus den heutigen ästhetischen, politischen und kritischen Positionen heraus gemalte Welten besser verstehen und in sie eintauchen kann, da alle Positionen relevant sind und alternative Sichtweise auf das Medium bieten. Betrachter können dann in diese abstrakten Welten vordringen und endlich die paradoxe Balance zwischen kritischem Denken und Tagträumen finden.

 

VERNISSAGE

29.11.2019 AT 7 PM